Aktuelle Analyse von Martin Sprenger (23.06.2022)

Auf seinem Facebook-Blog der MedUni Graz schreibt Martin Sprenger:
„(…) In Summe dürften somit in Österreich, so wie in UK fast 100 Prozent der Bevölkerung ein, oder mehrere immunologische Ereignisse gehabt haben, sei es durch Infektion und/oder Impfung – https://bit.ly/3HK9dae
Am Ende dieser Aufzählung darf die Frage erlaubt sein, was das mediale Panikorchester der letzten beiden Tage begründet? Ja, es werden sich weiterhin Menschen infizieren, mit SARS-CoV-2 und anderen lästigen Viren, oder Bakterien. Ja, manche werden auch schwer erkranken und einige werden versterben. Wobei die Gruppe für die Viren und Bakterien gefährlich sind, relativ konstant ist. Bei den über 200 respiratorischen Viren sind v.a. Säuglinge (zum Glück selten tödlich), hochbetagte, schwer vorerkrankte und immunsupprimierte Menschen betroffen. Das wird auch in den kommenden Jahren, v.a. im Herbst und Winter so sein.
Wir werden einen neuen professionellen Umgang mit Infektionskrankheiten erlernen müssen. Einerseits sollten die Zeiten vorbei sein in denen fiebrige, hustende und niesende Menschen stundenlang neben Risikopersonen in Wartezimmern und Ambulanzen gesessen sind. Andererseits sollten wir aufhören gesunde Menschen ohne oder mit minimalen Symptomen in den Krankenstand zu schicken, so wie es aktuell passiert. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Jede Beziehung ist ein soziales, jeder Kredit ein wirtschaftliches und das ganze Leben ein gesundheitliches Risiko. So wie bei Krebs- oder Herz-Kreislauferkrankungen, Unfall- und anderen Risiken, können wir auch bei Infektionskrankheiten nur versuchen mit geeigneten Maßnahmen, die wissensbasiert und verhältnismäßig sind, das Risiko zu reduzieren. Dazu gehören Hygienemaßnahmen im Krankenhaus, ein professionelles Infektmanagement in der Hausarztpraxis genauso, wie geeignete Informationen darüber, wie man sich selbst und andere schützen kann.
Die deutlich weniger pathogenen Varianten von SARS-Cov-2 sind inzwischen endemisch und Teil des Virenpakets das regelmäßig und in Wellen um die Welt reist. Sie gehören zum Hintergrundrauschens von Risiken und Erkrankungen die immer präsent sind, aber uns erst dann bewusst werden, wenn wir selbst oder nahestehende Menschen betroffen sind, oder ständig in den Medien darüber berichtet wird.
Es wird Zeit, dass das Panikorchester seine Instrumente einpackt, wir endlich die Scheinwerfer (Dashboards) die auf dieses eine Virus gerichtet sind ausschalten, das aktionistische Testen beenden, gesunde Menschen nicht mehr in Quarantäne schicken, aufhören mit den seit zwei Jahren wütenden Glaubenskriegen und uns stattdessen wieder um eine funktionale Gesellschaft bemühen. Die nächsten Monate und Jahre werden enorm herausfordernd. Für Individuen, Familien und Gesellschaften.“ (Martin Sprenger, 23. Juni 2022).